Geschichte
So fing alles an
Die Vereinigte Hospitien als einheitliches Rechtsgebilde verdanken ihre Entstehung den Dekreten Kaiser Napoleons vom 9. Oktober 1804 und vom 24. Mai 1805 und dem dieses Dekret ergänzenden Ausführungsriskript vom 3. Mai 1806. Die bis dahin in Trier und Vororten bestehenden Hospitäler und Anstalten wurden unter eine gemeinsame Verwaltung gestellt, ohne ihren je eigenen Stiftscharakter zu verlieren. Zunächst wurde ihnen das in der Nachbarschaft von St. Irminen liegende Katharinenkloster als Domizil zugewiesen. Kaiser Napoleon hatte nämlich bereits per Dekret von 1804 die Errichtung eines Bürgerspitals mit je 100 Betten für verwundete Soldaten und 50 Betten für Bedürftige Kranke der Stadt Trier verordnet. Für dieses Bürgerhospital sah Kaiser Napoleon das Abteigebäude von St. Irminen vor. Dieser Plan wurde aber bereits 1806 dahingehend geändert, dass das Bürgerhospital in das Katharinenkloster verlegt wurde und die Hospitäler und Anstalten im Abteigebäude von St. Irminen ihren endgültigen Platz fanden.
Im Jahr 1819 lösten die Vereinigten Hospitien durch Vertrag mit der preußischen Regierung die Verpflichtung zur Unterhaltung der 100 Betten für das Militär ab. 1811 übernahmen durch Vermittlung des Trierer Bischofs Charles Maney die Schwestern vom hl. Karl Borromäus aus Nancy die Pflege und den gesamten Innendienst in den Vereinigten Hospitien von St. Irminen. Mit den Schwestern gewann die Kranken- und Altenpflege an Professionalität. Der Ruf der Schwestern verbreitete sich sehr bald weit über Trier hinaus. 1812 veranlasste die Oberin der Borromäerinnen die Verlegung der Kranken des Bürgerhospitals vom Katharinenkloster nach St. Irminen.
Die in St. Irminen vereinigten Hospitäler und Anstalten im einzelnen:
- Das St. Jakobs-Hospital aus dem 13. Jahrhundert
- Das St.-Elisabeth-Hospital der früheren Abtei St. Maximin, gestiftet von dieser Abtei im Jahr 1240
- Das St. Nikolaus-Hospital der früheren Abtei St. Matthias, gestiftet von Abt Ludwig im 12. Jahrhundert
- Das St.-Nikolaus-Hospital beim Stift St. Simeon. Stiftungsjahr unbekannt
- Das Knabenwaisenhaus, gestiftet vom Kurfürsten und Erzbischof Karl Kaspar im Jahr 1676; bedeutende Zustiftungen durch dessen Nachfolger Johann Hugo im Jahr 1712
- Das Mädchenwaisenhaus, gestiftet 1754 von Frau Kikel
- Das Spinnhaus, gestiftet von Stiftscanonicus Dahlstein, Zustiftungen durch Kurfürst Erzbischof Clemens Wenzleslaus und den 4 Bennediktinerabteien in Trier
- Das Leprosen- bzw. Siechenhaus Estrich und das Leprosenhaus St. Jost zu Biewer kamen erst 1817 zu den Vereinigten Hospitien, wenngleich sie seit dem Dekret von 1805 rechtlich zu den Hospitien gehörten
- Das von Kaiser Napoleon dekretierte Bürgerhospital für das Militär und bedürftige Kranke in Trier
Die neuere Geschichte der Vereinigten Hospitien in Zahlen
1993 – 1995
Neubau und Eröffnung der Geriatrischen Rehabilitationsklinik St. Irminen
1997
Gründung der Gerontologischen Beratungsstelle
1999 – 2001
Renovierung und Umbau des ehemaligen Konventsgebäudes zum Wohnheim für Ruhestandsgeistliche Willibrordstift
1999 – 2002
Totalsanierung und Vergrößerung durch Neu- und Umbauten des Altenwohn- und Pflegeheimes Stift St. Irminen
2008
Vergrößerung des Helenenhauses durch Ausbau und Aufstockung des Dachgeschosses
Teilumbau des Ruländer Hofes und Einrichtung einer Kinderkrippe
2010
Die Fachschule für Altenpflege wird in eine andere Trägerschaft übergeben
2010
Erweiterung der Kinderkrippe um eine dritte Gruppe
Baumaßnahmen als Indikator von Fortschritt und Entwicklung
Die bauliche Entwicklung der Vereinigten Hospitien steht im engen Zusammenhang mit der fortschreitenden Entwicklung der originären Aufgaben sowie der sich daraus ergebenden neuen Aufgaben, die sich aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnis und der Bedürfnislage der Gesellschaft ergeben. Beispiel im Bereich der Altenarbeit ist dafür die zunehmende Überalterung unserer Gesellschaft. Die bauliche Tätigkeit ist selbstverständlich auch ein Indiz für die ökonomische Situation einer Einrichtung.
Völlig unvorhersehbar und außerhalb jeder Bauplanung sind außerordentliche Ereignisse wie Katastrophen und vor allem Kriege mit ihrer zerstörerischen Wirkung auf alles Bestehende.
Die Entwicklung der Vereinigten Hospitien von 1922-1927
1922
Die Vereinigten Hospitien erwarben das Helenenhaus, ein Gebäudekomplex, der auf Initiative des Bischof Michael Felix Korum vom Verein weiblicher Dienstboten errichtet und im Jahr 1891 eingeweiht wurde. Den Hospitien ging es dabei in erster Linie um die Arrondierung ihres Geländes. Neben den taubstummen Kindern nahm man ältere Frauen, meist pensionierte Lehrerinnen und Fachhaushälterinnen auf. So wurde das Helenenhaus das erste Altenheim in Trier. Heute ist das Helenenhaus mit seinen 76 Betten Altenwohn- und Pflegeheim wie das Stift St. Irminen.
1927
Die Stadt hatte auf einem im Bering von St. Irminen liegenden Gelände ein Geschlechtskrankenhaus für Frauen gebaut. Aus diesem Haus entwickelte sich später ein Wöchnerinnenheim und eine Hebammenschule. Das Wöchnerinnenheim wurde im 2. Weltkrieg völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Die Zeit des 3. Reiches
1933 bis 1945
Die Zeit des Dritten Reiches, die man als eine Zeit der völligen Entrechtung der Stiftung Vereinigte Hospitien bezeichnen kann, war kontraproduktiv für Fortschritt und Entwicklung der Stiftung. So gibt es in dieser Zeit keine nennenswerten Baumaßnahmen in den Vereinigten Hospitien. Diese Epoche endete mit der völligen Zerstörung. Die Bombenangriffe auf Trier am 19. und 21. Dezember 1944 zerstörten nicht nur die Kirche und fast alle Gebäude, sie forderten auch zahlreiche Menschenleben. Insgesamt fielen den Bombenangriffen 71 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vereinigten Hospitien zum Opfer, davon 19 Ordensschwestern vom hl. Karl Borromäus.
Der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg
Da das Helenenhaus und die Hospitalschule nur geringe Kriegsschäden aufwiesen, wurden etwa 100 alte Menschen, das Hauspersonal und die taubstummen Kinder im Helenenhaus untergebracht und die Waisenkinder in der alten Hospitalschule. Als Unterkunft für die Kranken diente eine Baracke, die auf dem Hof vor dem heutigen Verwaltungsgebäude aufgestellt wurde. Das alles war ein Provisorium, das selbstverständlich möglichst bald durch entsprechende Baumaßnahmen abgelöst werden musste. So gelang es unter größter Anstrengung bis Ende 1950 die Waisenhäuser für Jungen und Mädchen wieder herzustellen. In die dadurch frei gewordene Hospitalschule wurden die Kranken verlegt.
Ende 1960 konnte das mit 100 Betten ausgestattete neu erbaute Krankenhaus in Betrieb genommen werden. Gleichzeitig erfolgte der Wiederaufbau der alten Abteigebäude, nachdem der Verwaltungsrat den Beschluss gefasst hatte, den barocken Bau an der Moselfront in der alten Form, die Zwischentrakte hingegen in moderner Form aufzubauen. Auch diese Wiederaufbaumaßnahme konnte bereits 1960 abgeschlossen werden. Damit wurden 280 Altenheimplätze geschaffen. Leider fiel die wertvolle neugotische Konventkirche nicht unter das Aufbauprojekt; sie wurde 1967 abgerissen.
Die von Jean Antoine 1768 bis 1771 im Stil des Rokoko erbaute Stiftskirche St. Irminen wurde im 2. Weltkrieg so stark zerstört, dass die Gewölbe einstürzten und nur die Umfassungsmauern stehen blieben. Es stellte sich die Frage: Abriss der Ruine und Aufbau einer neuen Kirche oder Wiederaufbau der alten, wertvollen Rokokokirche. Der Verwaltungsrat entschied mit großer Mehrheit für Letzteres. 1960 fand die Wiedereinweihung der Kirche statt. Der Kirchturm gehört zu der im 11. Jahrhundert erbauten romanischen Marienkirche, der Vorgängerin der heutigen Stiftskirche St. Irminen. Der durch Kriegseinwirkung fast gespaltene Kirchturm wurde bereits 1956 durch entsprechende Baumaßnahmen gerettet. 1961 wurde die Heizzentrale mit Stromversorgungsanlage fertiggestellt. Im gleichen Jahr wurde das Helenenhaus renoviert. 1962 wurde das Schwesternwohnheim mit 44 Betten errichtet (das heutige St. Willibrordstift). 1963 wurde das Gehörloseninternat umgebaut.
Insgesamt war der Wiederaufbau in der Nachkriegszeit eine Bauleistung von nie dagewesenem Ausmaß, unter größten Schwierigkeiten und einem Gesamtaufwand von 7,25 Mio. Mark.
Baumaßnahmen 1967 – 2008
Auch nach den gewaltigen Anstrengungen des Wiederaufbaus erlahmte die Bautätigkeit in den Vereinigten Hospitien keineswegs. Sie war immer wieder die Antwort auf neue Herausforderungen der Zeit. So wurde 1967 die Fachschule für Altenpflege gegründet, die ab 2010 unter veränderter Trägerschaft fortgeführt wurde.
Die Jahre 1973 bis 1975 brachten die Umbaumaßnahme des Kinderheimes Ruländer Hof zu einer zeitgemäßen Kinder- und Jugendeinrichtung. Dem folgte 1978 die Totalsanierung des Ruländer Hofes.
Ein entscheidender Schritt auf dem Weg einer gestuften Altenbetreuung war das Projekt der Altenwohnungen in der denkmalgeschützten Krahnenstraße. Hier wurden Altenwohnungen für Alleinstehende oder Ehepaare geschaffen, die ihren Hausstand noch im vollen Umfang selbst bewältigen können. Die Wohnungen sind ohne Treppen über Aufzüge zu erreichen.
Ein zweiter, sehr bedeutender Schritt in der Verwirklichung einer gestuften Altenbetreuung war die Errichtung des Jacobusstiftes in 1981. Es ist auf die um einige Grade geringere Selbstständigkeit ihrer Bewohner zugeschnitten. Hier besteht eine größere Anlehnung an die zentralen Einrichtungen der Hospitien. Es handelt sich um ein betreutes Wohnen; zu dieser Kategorie zählt auch das 1999 bis 2002 umgebaute Konventsgebäude zum Wohnheim –Willibrordstift – für Ruhestandsgeistliche des Bistums Trier.
Die beiden klassischen Altenheime St. Irminen und Helenenhaus mit ihrer vollen Versorgung der Bewohner in den Wohn- und Pflegebereichen erfüllen damit die dritte und vierte Stufe des Projektes. In diesem Zusammenhang ist die Sanierung des Altenwohn- und Pflegeheims St. Irminen in 1972 zu sehen.
Das Konzept der gestuften Altenbetreuung gipfelte in den Baumaßnahmen 1993 bis 1995, die die Errichtung der geriatrischen Rehabilitationsklinik St. Irminen bezwecken.
Außerhalb dieses Konzeptes, aber nicht von geringerer sozialer Bedeutung ist die Eröffnung des Wohn- und Pflegeheims für Multiple Sklerose-Kranke, die nach Umbau und Anbau des Echternacher Hofes 1985 erfolgte.
Baumaßnahmen 1999 bis 2008
Eine ununterbrochene Bauphase in den Vereinigten Hospitien die das Konzept der gestuften Altenbetreuung in dem Sinne konsolidierte, dass sie die Aufnahmekapazität erhöhte und die Wohnqualität erheblich verbesserte. Das Einbettzimmer mit Bad wurde zur Norm. So vollzog sich in den Jahren 1999 bis 2002 eine Totalsanierung und Vergrößerung durch Neu- und Umbauten des Altenwohn- und Pflegeheims Stift St. Irminen und 2008 die Vergrößerung des Helenenhauses durch Ausbau und Aufstockung des Dachgeschosses.
Ein Teilumbau des Ruländer Hofes in 2008/2009 erfolgte zum Zweck der Einrichtung einer Kinderkrippe.